Geschichte des Atelier Eidenbenz
Die drei Brüder Hermann, Willi und Reinhold Eidenbenz gründeten 1933 eine der ersten Werbeagenturen in Basel, die Grafik und Fotografie unter einem Dach verband – das Atelier Eidenbenz. Während Hermann und Willi Eidenbenz als Grafiker und Fotografen tätig waren, übernahm Reinhold Eidenbenz neben seiner Tätigkeit als Fotograf vor allem die kaufmännische Leitung des Ateliers. 1972 wurde das Atelier Eidenbenz aufgelöst.
Geschichte
Das Atelier Eidenbenz wurde 1933 in Basel gegründet und 1972 aufgelöst.
Gründer
Gegründet wurde das Atelier durch die Gebrüder Eidenbenz: die beiden Grafiker und Fotografen Hermann und Willi sowie den Kaufmann und Fotografen Reinhold.
Ehemalige Mitarbeiter
Zahlreiche namhafte Grafiker und Fotografen erfuhren im Atelier Eidenbenz ihre Ausbildung oder waren als Mitarbeiter angestellt.
Geschichte
Während Hermann und Willi Eidenbenz als Grafiker und Fotografen tätig waren, übernahm Reinhold Eidenbenz neben seiner Tätigkeit als Fotograf vor allem die kaufmännische Leitung des Ateliers. Von den drei Brüdern erlangte Hermann Eidenbenz als Grafiker und Schriftgestalter den grössten Bekanntheitsgrad. Er entwarf neben Plakaten auch Briefmarken und Banknoten sowie die Schriften Graphique und Clarendon.
Oft arbeiteten die Brüder gemeinsam an Aufträgen, deshalb kann bei den im Atelier Eidenbenz entstandenen Werken nicht immer mit Gewissheit die Arbeit einem der Brüder zugeschrieben werden.
Gründung
1933 durch die Gebrüder Hermann (1902 – 1993), Reinhold (1907 – 1988) und Willi (1909 – 1998) Eidenbenz.
Lokalitäten
Erster Standort an der Falknerstrasse, dann an der Steinentorstrasse 80 und schliesslich am Auberg 1 in Basel
Gattung
Atelier für Grafik und Fotografie, erste Werbeagentur der Schweiz.
Sparten
Grafik: Plakate, Prospekte, Logos, Briefköpfe, Briefmarken, Banknoten, Urkunden, Werbeinserate, Messestände.
Foto: Reportagen, Galerien, Portraits, Architektur, Industrie, Theater, Messen.
Hauptkunden
Zehnder AG; Ciba-Geigy AG; Siegfried, Fischer + Fischer GmbH (Badedas); BVB; Pro Rheno; ACV/Coop; Alusuisse; Internaba; Mustermesse Basel; Galerie Beyeler; Bata; Warteck AG; Baudepartement BS; Kunstkredit BS; Kreditanstalt.
Dauer
1953 schied Hermann E. aus der Firma aus. Willi und Reinhold führten das Atelier gemeinsam weiter bis 1972. Nach dem Verkauf des Gebäudes in Basel führte Willi im Binninger Eigenheim noch bis in die 90er Jahre seine grafischen Arbeiten fort.
Langjährige Kooperation
Mit Hanspeter Rolli, Piro Autenheimer, Hansjörg Quitt.
Bekannte Mitarbeiter
Ludwig Bernauer, Christian Baur, Robert Frank, Peter Moeschlin, Otto Pfenniger, Rosmarie Gautschi, Heiri Strub, Walter Kiefer, Marcel Ackermann. Assistenzort von Leonard von Matt, Herbert Leupin.
Die Gründer, die Gebrüder Eidenbenz
Hermann E. (1902-1993): Seine Ausbildung zum Grafiker erfolgte in der Schweiz, zunächst bei Orell Füssli in Zürich und dann in der Kunstgewerbeschule Zürich. 1923 folgte ein Auslandsaufenthalt bei Deffke und Hadank in Berlin. Bereits 1926 wurde er Lehrer für Schrift und Grafik an der Kunst- und Handwerkerschule Magdeburg. Sechs Jahre übte er diesen Beruf aus, bevor er mit seinen Brüdern Reinhold und Willi 1933 sein eigenes Grafikstudio in Basel eröffnete. 1937 war er am Pavillon der Schweiz anlässlich der Weltausstellung in Paris beteiligt; von 1940 bis 1943 lehrte er an der allgemeinen Gewerbeschule in Basel.
Für die Haas’sche Schriftgiesserei entwarf er 1945 die Schriftart Graphique, 1950 folgte die Clarendon. Heute sind diese Schriften über die Linotype Library erhältlich.
1953 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Leiter der Abteilung Gebrauchsgrafik an der Werkkunstschule Braunschweig. 1955 wechselte er zur Fa. Reemtsma, Hamburg, um dort als künstlerischer Mitarbeiter tätig zu sein.
Er schuf unzählige Logos und Poster. Dazu gehört auch das Logo der Basler Verkehrsbetriebe (BVB). Das von zwei Basilisken getragene Wappen von Basel zierte so viele BVB-Fahrzeuge wie kein anderes Signet zuvor oder danach. 1947 fuhr damit der erste Motorwagen. Zusätzlich übernahm Eidenbenz auch noch die grafische Gestaltung der ab 1947 bis heute verwendeten Wagennummern.
Für die Schweiz und für Deutschland schuf er darüber hinaus auch Banknoten und Briefmarken. So entwarf er die erste Serie der D-Mark-Banknoten, die von der Deutschen Bundesbank herausgegeben wurde, sowie die fünfte Serie der Banknoten des Schweizer Franken, die ab 1956 in Umlauf kam. Auch die Briefmarke der Deutschen Bundespost zum 100. Todestag von Carl Friedrich Gauß von 1955 (Michel-Nr. 204) wurde u.a. von ihm entworfen.
Ausstellung: 1992/93: umfangreiche Werkausstellung an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig.
Literatur: Schule für Gestaltung Basel, Plakatsammlung: autobiografische Angaben zu Hermann E.; Kasser Hans: in Graphis 11/12 1945, 326-335; Windhöfel Lutz: im grossen Buch über die Gruppe 33; NZZ 2.9.1972; G.A.W. in BaZ 3.9.1982; BZ 4.9.1982; Heitz Dominik, Schmalenbach Werner in BaZ 4.9.1992. Rueff Alfred in BZ 4.9.1992.
Reinhold E. (1907 – 1988): Nach dem Abschluss der technischen Maturität in Schiers absolvierte er landwirtschaftliche Praktika auf den Schlössern von Wattenwil und de Gorgier / NE, um die landwirtschaftlichen Grundlagen zu einem Bauernhof-Betrieb zu erwerben. Zudem absolvierte er eine kaufmännische Lehre bei Doetsch , Grether & Cie. (Basel). Schliesslich arbeitete er drei Jahre bei I.C.I. in London als Übersetzer und Dolmetscher. Nach seiner Rückkehr 1934 schloss er sich seinen zwei Brüdern Hermann und Willi im neu gegründeten grafischen und fotografischen Atelier in Basel an. Dort wirkte er als Kaufmann und als vielseitiger Fotograf, denn dank seinen Brüdern konnte er im Atelier die Technik der Fotografie erlernen, beherrschen und weiterentwickeln, bis er allmählich den grössten Teil der fotografischen Aufträge in den Bereichen Industrie, Architektur, Kunstreproduktion, Werbung und Porträts selbst erledigte. Er war zudem auch Lehrer zahlreicher, zum Teil namhafter Fotografen.
Willi E. (1909 – 1998): 1928 bis 1929 besuchte er in Zürich den Unterricht an der Kunstgewerbeschule u.a. bei den Lehrern Otto Baumgarten und Ernst Keller. Aus dieser Zeit rührt auch seine Freundschaft zum Künstler Max Bill. Im Herbst 1929 wechselte Willi Eidenbenz nach Magdeburg an die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule. Zu seinen wichtigsten Lehrern gehörten Walter Dexel, Hermann Eidenbenz, Wilhelm Deffke und Wilhelm Winterschlade. Im Februar 1933 schloss er die Ausbildung ab und kehrte nach Basel zurück. Mit seinen Brüdern Hermann und Reinhold eröffnete er im März 1933 das «Atelier Eidenbenz für Photographie und Graphik», in dem er bis zu dessen Aufgabe 1972 mitwirkte. Danach betrieb er in Binningen ein eigenes Atelier, in welchem er bis 1998 noch einzelne Aufträge tätigte.
Willi Eidenbenz war als Fotograf in den Bereichen Sport, Industrie, Architektur, Werbung, Reproduktion, aber auch als Porträtist tätig. Weiter war er an der Gestaltung von Plakaten, Briefmarken und Ausstellungen beteiligt, so auch an der Landesausstellung 1939. 1958 gestaltete er den Aluminium-Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel. Mit seinem Bruder Hermann Eidenbenz entwickelte er eine avantgardistische Synthese aus Werbegrafik und Fotomontage, welche bereits 1935 und 1936 zu Fotopreisen der Weltwoche führte.
Seit 1934/35 war er Mitglied des VUG (Verband unabhängiger Grafiker), nachfolgend VSG, BGG, ASG und SGD. 2018 zeigte das Forum Gestaltung Magdeburg eine umfassende Werkausstellung, basierend auf der vollständig erhaltenen Sammlung seiner Schülerarbeiten an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg und kombiniert mit grafischen Werken aus seiner Berufszeit in Basel.
Willi Eidenbenz war ein Bewunderer der Pflanzenmorphologie und der Fibonacci-Zahlenlehre. 1956 entwickelte er seine Collagen-Technik, mit welcher er generell morphologische Naturstrukturen nachzubilden versuchte. Die Technik basiert auf Verschiebungen und Verwerfungen von Papierschnitten in linearer oder kreisförmiger Schnitt-Technik. Im Laufe der darauf folgenden Jahre schuf er ein äusserst umfangreiches Werk von Collagen aller Grössen, die er zur Unterscheidung zu seinen grafischen Arbeiten mit „eiden“ signierte. Zwischen 1962 bis 1967 stellte er seine künstlerischen Werke in Marburg, Köln, Hamburg, New York, Basel, Stuttgart, München, Erlangen und St. Gallen aus. Längere Zeit korrespondierte er mit Adolf Portmann und Albert Hoffmann. Zu seinen engeren Freunden zählten in der Zürcher Zeit Max Bill, in der Basler Zeit Anton Stankowski, Georg Duthaler und Gotthilf Kachler.
Gruppenausstellungen: Gewerbemuseum Basel 1839 (Schweizerischer Werkbund); 1949 (Photographie in der Schweiz – heute); Weltausstellung der Photographie, Kunsthaus Luzern 1952; Grand Palais Paris 1956; Photographie in der Schweiz 1840 bis heute (Wanderausstellung) Kunsthaus Zürich 1974; Das Aktfoto (Wanderausstellung Michael Köhler) Frankfurt 1985; „Blickfänger“ Fotografien in Basel aus 2 Jahrhunderten, Basel 2004/2005.
Publikationen: „Die Schweiz – Mein Land“, Otto Walter, Olten Verkehrsverlag, Zürich 1939; „Photographie in der Schweiz – Heute“, Katalog, Gewerbemuseum 1949; „Photo 49“, Sonderheft von Publicité et Arts Graphiques, Maurice Collet, Genf 1949; „Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute“, Niggli, Teufen 1974; „Im Kunstlicht. Photographie im 20. Jahrhundert“, Katalog, Kunsthaus Zürich 1996; „Swiss Style, die grosse Zeit der Gebrauchsgrafik in der Schweiz 1914 – 1964“, C. Bignens, Chronos Zürich 2000. „Blickfänger. Fotografien in Basel aus zwei Jahrhunderten“, Katalog, Christoph Merian Verlag, Basel 2004.
Ehemalige Mitarbeiter
Auf der lückenlos aufgeführten Personalliste mit 158 Mitarbeitern neben den drei Brüdern finden sich namhafte Grafiker und Fotografen, die eine hervorragende Ausbildung auf höchstem Niveau beim Atelier Eidenbenz absolviert haben oder als feste Mitarbeiter eine gewisse Zeit dort ihren Arbeitsplatz hatten.
Bei den Fotografen sind zu erwähnen: Robert Frank, Ludwig Bernauer, Christian Baur, Rosmarie Spycher-Gautschi, Karol Ike, Edith Rausser, Peter Moeschlin, Charles Tomek, Peter Schnetz.
Unter den Grafikern befinden sich bekannte Namen wie Walter Kiefer, Hanspeter Rolli, Dominik Burckhardt, Piro Autenheimer, Heiri Strub, René Schöpflin, Werner Zryd, Erwin Daeppen.
Unterstützung
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